Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss nimmt den Sachstandsbericht zur Kenntnis. Sachverhalt:
Die Verwaltung ist mit Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 08.02.2011 beauftragt worden, zu prüfen, ob die Einführung eines ökologischen Mittagstisches in Kindertagesstätten und Schulen möglich ist.
Die Prüfung des Sachverhaltes hat zu folgendem Ergebnis geführt:
Konkretisiert wurde der Prüfauftrag wie folgt:
- ist die mittägliche Beköstigung mit Lebensmitteln aus biologischem Landbau in den o. g. Einrichtungen zu bewerkstelligen; - ist eine Kostenbeteilung durch Krankenkassen möglich; - Bundes- und Landesministerium für Verbraucherschutz sind zu informieren und hinsichtlich von Fördermöglichkeiten anzufragen; - sonstige Fördermöglichkeiten besonders in Hinsicht auf die Einrichtung von Beratungsangelegenheiten sollen ausgeschöpft werden.
Ist-Situation an den Schulen und Kitas in der Stadt Wermelskirchen und Überlegungen hinsichtlich eines eventuell geplanten ökologischen Mittagessens
Im ersten Schritt zur Erfüllung des Prüfauftrages wurden die in der Stadt ansässigen Kindertagesstätten und Schulen per Mail zum ökologischen Mittagessen we folgt befragt:
1. Welches Essen wird derzeit in Ihrer Einrichtung angeboten (falls möglich bitte einen Speiseplan beifügen)? 2. Von woher bzw. von welchem Lieferanten wird das Essen oder Teile davon bezogen? 3. Haben Sie eventuelle Vorschläge, woher ökologisches Essen bezogen werden könnte? 4. Da beabsichtigt ist, das Essen auf ökologische Basis umzustellen, ergibt sich auch die Frage, ob dies aus Ihrer Sicht für Sie ohne größere Probleme möglich ist? (Nennen Sie hier evtl. Bedenken oder Vorschläge oder Hinweise).
(Von den 17 Kitas haben 15 geantwortet, von den 10 Schulen eine nicht, von letzteren mehrere in sehr dürftiger Form).
Zusammengefasst ergeben sich folgende wesentlichen Antworten:
Einige Einrichtungen kochen mit Hilfe einer Köchin selbst stets frisch und betrachten dies auch als eine notwendige und sinnvolle Maßnahme. Andere ergänzen TK-Kost mit frischen Anteilen am Essen (Nudeln, Reis, u.ä.), insbesondere mit frischen Salaten und Rohkost, flankiert mit ausreichend Getränken (Früchtetee, Mineralwasser, u.a.).
Wenige Einrichtungen beziehen ihr Essen nur dann von einem Caterer, wenn die sonst tätige Köchin durch beispielsweise Urlaub oder Krankheit verhindert ist.
In den in Wermelskirchen ein Mittagessen anbietenden Einrichtungen werden keine dafür notwendigen Produkte aus Bioläden oder direkt aus biologischem Anbau bezogen. Eingekauft wird stattdessen bei in der Nähe liegende Discountern, normalen Lebens- oder Gemüsegeschäften wie Lidl, Edeka, Kaufpark oder türkischem Händler.
Die Stückzahl der täglichen Mittagessen liegt zwischen ca. 35 bis ca. 60 Mahlzeiten.
Im Folgenden sind Caterer bzw. Lieferanten aufgeführt, die die Kitas und Schulen komplett oder teilweise mit warmen Essen und/oder Tiefkühlprodukten beliefern:
Knapp ein Drittel der Einrichtungen erhalten frisches Essen durch Carpe diem angeliefert, vier Einrichtungen erhalten Teile des Essens durch die Fa. Apetito , eine weitere durch die Fa. Nickut aus Burscheid, eine andere durch die Fa. Reimann aus Wuppertal, in einer Einrichtung liefert eine Fa. Steger Tiefkühlkost, während andere komplett frisch kochen oder TK-Kost durch frisch zubereitete Speisen ergänzen.
Hinweise zu den Lieferanten:
a) Carpe diem: siehe beigefügte Speisepläne b) Apetito: Anbieter bietet „ökologisches Essen an; liefert Tiefkühlkost; liefert Bio-Essen nach EG-Öko-VO speziell für Kitas und Schulen weitgehend ohne Zusatzstoff und salzfrei und im verantwortlichen Umgang mit Zucker c) Nickut: Anbieter kocht morgens frisches Essen und liefert in Wärmebehältern an; hat auch vegetarisches Essensangebot. d) Reimann: Anbieter liefert täglich frisches Essen und bietet auch ein Biomenü an. e) Steger: Anbieter aus Wipperfürth; liefert Tiefkühlkost
Im Allgemeinen sind die Kitas und Schulen einer Versorgung ihrer Kindern mit Lebensmitteln aus dem biologischen Landbau gegenüber sehr aufgeschlossen, haben jedoch eine Reihe von Bedenken:
- das wesentlichste und am häufigsten genannte negative Kriterium bezieht sich auf die Kosten und die anteilige Finanzierung der Eltern daran und äußert sich in Formulierungen, wie: großer Kostenaufwand und mangelnde Akzeptanz durch die Eltern wegen der Kosten; Essen derzeit 2,- € (mehrfach genannt); nicht mehr als 2.30 € Kosten wegen der Belastung der Eltern; die Kosten sind problematisch für die Eltern; Öko wird wohl teuer werden – nicht alle Familien können sich das leisten (mehrfach).
Es kamen auch folgende weitere Aussagen zum Thema:
- durch Öko-Essen darf keine weitere Aufgabenbelastung des vorhandenen Kita-Personals verursacht werden; in diesem Zusammenhang zu sehen ist auch: Öko müsste geliefert werden, da selbst Kochen nicht möglich ist;
- sind die Kinder nicht gewohnt (als Hinweis auf die übliche häusliche Versorgung);
- Planbarkeit des Essensangebotes ist schwieriger wegen Verfügbarkeit oder Nichtverfügbarkeit der benötigten Lebensmittel; - Caterer zur Umstellung auf Öko-Essen bewegen;
- Zubereitung des Essens nach Lebensmittelhygieneverordnung als Hinweis auf erhöhte Anforderungen an Personal, Material, Räumlichkeiten u. a..
Dies ist nun die kurze Darstellung des Ist-Zustandes in den Kindertageseinrichtungen und Schulen im Bereich der Stadt Wermelskirchen hinsichtlich der Versorgung mit Mittagsverpflegung für Kita-Kinder und Schüler/-innen.
Bezüglich der Nachfrage, woher ökologische/biologische Lebensmittel bzw. Essen bezogen werden kann/können, wurden keine Hinweise erbracht.
Kostenbeteiligung durch die ansässigen Krankenkassen
Zur Ermittlung einer eventuellen Kostenbeteiligung der örtlich ansässigen Krankenkassen wurde mit Herrn Hübsch von der Barmer Ersatzkassen und Herrn Jost von der AOK gesprochen und ihnen in diesem Zusammenhang das geplante Projekt vorgestellt.
Beide Ansprechpartner teilten bezüglich einer Kostenbeteiligung fast identisch mit, dass eine allgemeine größere finanzielle Unterstützung am Öko-Essen nicht möglich ist, da dies den zugrunde liegenden Richtlinien für einen verantwortungsvollen Umgang mit den anvertrauten Geldmitteln widerspreche und die Kassen überwiegend nach einem Individualitätsprinzip arbeiten. Es sei jedoch möglich, in Einzelfällen und punktuell Beratungen zu einem gesunden Essen bzw. zum ökologischen Essen anzubieten und darüber hinaus sonstige Informationen zu liefern (wie es auch jetzt bereits auf Anfrage geschieht).
Situation an Schulen (und Kitas) hinsichtlich der Einführung von Öko-Essen (speziell in NRW)
Hierzu liegt folgender Auszug diesem Vermerk bei:
Discussion paper Nr. 30/09 September 2009
Benjamin Nölting, Silke Reimann, Carola Strassner Bio-Schulverpflegung in Deutschland – Ein erster Überblick Zentrum Technik und Gesellschaft/ TU Berlin
Seiten: Seite 33, 3. Absatz bis Seite 39 Ende
Umsetzung eines Angebotes von Bio-Essen in Schulen und Kitas anhand eines vorliegenden Angebotskataloges eines Caterers
Der hier beispielhaft herangezogene Caterer mit seinem Bio-Essenangebot bietet insgesamt vierzehn Menüs als sogenannte Blöckchenware an. Blöckchen sind Kartons mit je sechzehn kompletten Menüs. Die Kosten der vierzehn Angebotsmenüs summieren sich auf insgesamt 27,00 €, wodurch sich ein Schnitt von 1,93 € je Menü ergibt.
Weiterhin werden elf einzelnen Essenskomponenten als Schütt- bzw. Stückware angeboten.
Die Menükosten hierbei belaufen sich auf insgesamt 11,39 € als Durchschnitt für 03 bis 10jährige Kinder, was je Einzelmenü im Durchschnitt 1,04 € ausmacht.
Alle Preise sind nur der reine Essenspreis für ein Menü ohne Nachspeise, Obst und Getränk!
Im Vergleich mit „normalen“ Essensangeboten des gleichen Anbieters sind die Bio-Menü-Kosten gesamt ca. ein Drittel im Durchschnitt teurer, obwohl sie erstaunlicherweise bei einzelnen Essen oder Komponenten auch geringer sind.
Anfragen in Bezug auf Fördermöglichkeiten an die zuständigen Land- und Bundesministerien
Durch intensive Sichtung im Internet konnte vorerst festgestellt werden, dass eine direkte und weiterführende finanzielle Förderung durch die oben genannten Ministerien nicht geleistet wird. Lediglich hinsichtlich einer intensiv möglichen Beratung sind dort Hinweise zu finden. So wird im „Nationalen Aktionsplan - In Form“ auf die jeweiligen den einzelnen Ländern zugeordneten „Vernetzungsstellen Schulverpflegung“ und fortführend auf die „Verbraucherzentrale NRW“ mit dem Programm „Schule isst gesund“ hingewiesen.
Es ist derzeit davon auszugehen, dass derzeit oder in absehbarer Nähe eine Versorgung mit Öko-Essen nicht möglich zu sein scheint, da die Kostenbelastung sowohl für den jeweiligen Einrichtungsträger wie auch für einen Teil der Elternschaft zu hoch bzw. nicht leistbar ist (inwieweit die Eltern durch die Möglichkeiten des „Bildungspaketes“ hinsichtlich der Kostenübernahme des Mittagessens entlastet werden ist bisher noch ohne Erfahrungswerte verblieben).
Als Anlage liegt ebenfalls ein Flyer „Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW“ bei.
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