![]() |
![]() |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Beschlussvorschlag: Der Jugendhilfeausschuss nimmt die
Beschlussvorlage zustimmend zur Kenntnis. Sachverhalt: Seit 01.03.2003 ist die Stadt Wermelskirchen Eigentümer des Wohnhauses in der Telegrafenstrasse 30. Das
Wohnhaus besteht aus einem Erdgeschoss von 30 qm und einem ersten und zweiten
Obergeschoss von je 55 qm. Das
Ladenlokal wird seit 2002 für das Projekt “Innenstadt” genutzt. Die zwei
Räume im Hinterhaus von insgesamt 14 qm werden derzeit nicht genutzt und sollen
zukünftig als Hintergrundeinrichtung für die Arbeit des Streetworkers zur
Verfügung gestellt werden. Die Wohnung
im ersten OG wird als Anlaufstelle für das Kinder- und Jugendparlament ein bis
zweimal in der Woche genutzt. Nachfolgend
beschreibt das Konzept “Streetwork in Wermelskirchen” die
Arbeitsweise und die Notwendigkeit der Hintergrundeinrichtung. Die
Notwohnung für junge Volljährige ist aus Sicht des Jugendamtes eine notwendige
Einrichtung und ist hier perspektivisch beschrieben, da noch keine geeignete
Wohnung zur Verfügung steht. “Streetwork in
Wermelskirchen” Standortbestimmung
April 2003 Stadt Wermelskirchen Amt
51/Jugend Fachbereich
Streetwork Bearbeitet
von Michael Haaser INHALT 1. Einleitung 2. Gesetzliche Grundlagen von Streetwork 3. Selbstverständnis von Streetwork 3.1 Arbeitsinhalte 3.2 Arbeitsprinzipien 4. Der Arbeitsansatz 4.1 Die Geh-
Struktur 4.2
Vertrauensvolle
Beziehungen 4.3 Ganzheitliche
unbürokratische Hilfen 4.4 Perspektivwechsel 4.5 Integration
statt Ausstieg 4.6 Szeneinteressenvertretung 5. Streetwork in Wermelskirchen 5.1 Arbeitsfelder
und Stellenaufteilung im Bereich Streetwork 5.2. Handlungskonzepte
und Arbeitsinhalte 5.2.1 Aufsuchende
Arbeit 5.2.2
Kooperation mit
der Jugendinitiative Wermelskirchen e. V. 5.2.3 Jugendberufshilfe 5.2.4 Beschäftigungs-Förderungs-Koordination 5.3 Die
Zielgruppe 5.4 Die
Ziele 5.4.1 Erweiterung
individueller Kompetenzen zur Lebensbewältigung 5.4.2 Stärkung
positiver Gruppenstrukturen 5.4.3 Abbau
von Benachteiligungen und Eröffnung von Lebensräumen 6. Notwendigkeit
einer streetworkeigenen Hintergrundeinrichtung 6.1 Entwicklung/Standortbestimmung
Streetwork bis heute 6.2 Aktueller
Handlungsbedarf 6.3 Anlaufstelle
im städtischen Gebäude der Telegrafenstraße 30 6.4
Notwohnung 6.4.1
Rahmenbedingungen 6.4.2
Zielgruppen 6.4.3
Ziel 6.4.4
Betreuung 6.4.5
Aufnahmekriterien 1. Einleitung Nach
den fachlichen Standards für Streetwork/mobile Jugendarbeit, die von der
Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork/mobile Jugendarbeit im Herbst 1998
herausgegeben worden sind, ist Streetwork als eigenständiger Arbeitsansatz
professioneller Sozialarbeit zu verstehen. Adressaten sind Jugendliche und
junge Erwachsene für die die “Straße” ein zentraler Sozialisations-
und Lebenspunkt ist. Da diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Regel
von anderen sozialpädagogischen Angeboten nicht mehr erreicht werden, begeben
sich Streetwork/mobile Jugendarbeit zu deren informellen Treffpunkten. Streetwork
(Straßensozialarbeit) versucht, ohne aufdringlich zu sein, das Vertrauen zu
ihren Adressaten durch das Erbringen nützlicher Dienstleistungen zu gewinnen.
Ist Streetwork bekannt geworden und hat sich als vertrauensvoll und hilfreich
(= nützlich) erwiesen, wird sie von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen
gern in Anspruch genommen. Insofern ist Streetwork ein erfolgreicher
Arbeitsansatz. Streetwork
orientiert sich an den Lebenswelten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Auf der Grundlage gleichberechtigter Beziehungen (auf der Strasse gibt es keine
Definitionsmacht für Streetwork) versucht sie die Lebenswelten der Jugendlichen
und jungen Erwachsenen (wenn möglich mit ihnen gemeinsam) lebenswerter zu
gestalten und/oder Alternativen aufzuzeigen, welche ein mindergefährdendes
Zurechtkommen im Sozialisationsort Straße ermöglicht. Streetwork
macht eigene Beratungsangebote und vermittelt Zugänge zu bestehenden anderen,
für die Adressaten nützlichen Angeboten und Dienstleistungen. Wo diese fehlen,
unternimmt sie Schritte zu deren Instituierung. Die
Eigenständigkeit des Arbeitsansatzes Streetwork läßt sich aus dem Zusammenhang
von Arbeitsinhalten (Tätigkeitsmerkmale) und Arbeitsprinzipien
(Qualitätsmerkmale) erklären. Somit ergibt sich auch keine Konkurrenzsituation
zu anderen Ansätzen in der Sozialarbeit. 2. Gesetzliche Grundlagen von Streetwork Die gesetzlichen Grundlagen für den Arbeitsansatz
von Streetwork sind entsprechend folgender Arbeitsbereiche zu unterscheiden: ·
unmittelbar
sozialpädagogische Leistungsangebote ·
mittelbar
infrastrukturelle Tätigkeiten ·
Querschnittsfunktionen
bzw. –tätigkeiten Der
komplexe und ganzheitliche Ansatz von Streetwork ist über die §§ 1, 11 und 13
KJHG und § 72 BSHG zu begründen. 3. Selbstverständnis von Streetwork 3.1 Arbeitsinhalte ·
Streetwork ist
Sozialarbeit auf der Strasse ·
Streetwork ist
Interessenvertretung unserer Adressaten (Zielgruppen) ·
Streetwork ist
zielgruppen-, problemlagen- und arbeitsfeldübergreifend ·
Streetwork ist
Vielfalt von Methodik und Handlungsarten der Sozialarbeiter ·
Streetwork
unterteilt sich in klientenbezogene soziale Hilfsangebote sowie
infrastrukturelle Tätigkeit und übernimmt Querschnittsfunktionen von
Sozialarbeit etc. 3.2 Arbeitsprinzipien ·
Zielgerichtetes
Aufsuchen (Geh-Struktur) ·
Lebenswelt bzw.
Alltagsorientierung ·
Niedrigschwelligkeit ·
Akzeptierende
Haltung ·
Freiwilligkeit
und Parteilichkeit ·
Vertraulichkeit
und Transparenz ·
Ganzheitlichkeit ·
Fachpolitische
Abgrenzung gegen sicherheits-/ordnungspolitische Instrumentalisierung 4. Der Arbeitsansatz 4.1 Die Geh-
Struktur Streetwork
ist aufsuchende Arbeit in der Lebenswelt der Jugendlichen und jungen
Erwachsenen. Das heißt nicht nur die Kontaktaufnahme mit den Zielgruppen an den
informellen Treffpunkten in Wermelskirchen sondern auch das Miterleben und
Kennenlernen dieses sozialen Raumes. Streetwork begibt sich dabei als Gast auf
die Straße und akzeptiert die dort geltenden Grenzen und Regeln. Diese
Geh-Struktur trägt dazu bei Schwellenängste abzubauen und dauerhafte belastbare
Beziehungen aufzubauen, ohne die eine begleitende und betreuende
Beratungsarbeit nicht möglich ist. 4.2 Vertrauensvolle
Beziehungen Streetwork ist Beziehungsarbeit. Vertrauensvolle belastbare Beziehungen zwischen Jugendlichen und Streetwork stellen die Grundlage für eine ganzheitliche Einzelhilfe und Unterstützung dar. Da besonders bei den Jugendlichen Enttäuschungen in der Beziehung mit Erwachsenen vorliegen, ist es Ziel von Streetwork, den Jugendlichen dauerhafte verläßliche Beziehungsangebote zu machen, die sie auch in Krisensituationen annehmen können. Der
Aufbau der vertrauensvollen Beziehung ist das Kernstück der Arbeit mit der
Zielgruppe. Die Betroffenen haben aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen ein
hohes Maß an Mißtrauen gegenüber der Erwachsenenwelt und den damit verbundenen
Institutionen. Grundvoraussetzungen hierfür sind Akzeptanz, Freiwilligkeit und
Verschwiegenheit. Dies schließt eine Zuführung von Jugendlichen z.B. durch
Polizei- und Gerichtsauflagen sowie eine personenbezogene Aktenführung aus.
Eine akzeptierende Grundhaltung gegenüber der Betroffenen ist die Basis auf der
sich Vertrauen bilden kann. Akzeptanz und Parteilichkeit bedeutet nicht alles,
was die Jugendlichen und jungen Erwachsenen machen bedingungslos gutzuheißen,
es bedeutet vielmehr ihre Lebensstile und Sichtweisen zu akzeptieren, keinen
Veränderungsanspruch zu stellen und sich für die Belange der Jugendlichen
einzusetzen. Dazu gehört auch, Verhaltensweisen, Pläne und Ideen
der Betroffenen nicht zu bewerten, sondern den Jugendlichen in nicht direktiver
Gesprächsführung dazu zu verhelfen, eine eigene Einschätzung und persönliche
Bewertung zu gewinnen. Daher ist es auch selbstverständlich, nichts über den
Betroffenen hinweg zu entscheiden oder zu unternehmen. Denn nur wenn die
Betroffenen anfangen können sich zu akzeptieren, sich angenommen und zu Hause
zu fühlen, können sie auch beginnen, Verhaltensweisen zu überprüfen und
ggf. zu revidieren und neue Wege auszuprobieren. Unverzichtbar ist dabei,
dem Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Zeit zu lassen, die er braucht.
Streetwork drängt nicht, sondern macht Angebote und zieht
sich ggf. auch wieder zurück. Streetwork orientiert sich an den individuellen
Bedürfnissen und Hilfewünschen, stellt keine Vorbedingungen und keinen Anspruch
an Verhaltensänderungen. 4.3 Ganzheitliche
unbürokratische Hilfen Das
Angebot von Streetwork ist niederschwellig, d.h. es wird an den
Grundbedürfnissen der Betroffenen angesetzt und es bedarf keinerlei
Voraussetzungen des Zugangs. Die Angebote von Streetwork dienen zunächst der
Stabilisierung in Krisen- und Notsituationen. Wieviel und welche Hilfe der
Betroffene annimmt, entscheidet er oder sie selbst. Die
angebotene Hilfe hat dabei ganzheitlichen Charakter, d.h. der oder die
Betroffenen können mit der Gesamtheit ihrer Problemlagen kommen und finden
einen “Universalansprechpartner” und nicht nur für einzelne
Problembereiche. Ggf. und nur auf Wunsch des Betroffenen wird evtl.
weitervermittelt. Häufig wird hierbei von den Betroffenen eine weitere
Begleitung durch Streetwork gewünscht. Dabei soll diese Einzelhilfe nicht dazu
führen, das der Jugendliche in einer hilflosen Position verharrt, vielmehr wird
Unterstützung geboten, die es dem Jugendlichen oder jungen
Erwachsenen ermöglichen, die Veränderung seiner
Lebenssituation, z.B. den nächsten Schritt zum Sozialamt oder das nächste
Telefonat, selbst in Angriff zu nehmen. Hilfe zur Selbsthilfe und Förderung von
Eigenverantwortung stehen im Vordergrund. 4.4 Perspektivwechsel Da
in der Geschichte der betroffenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen bisher
meistens deren Schwächen im Mittelpunkt standen, setzt sich Streetwork zum Ziel
an den bestehenden Stärken – also an den Ressourcen – anzusetzen
und diese zu fördern. Im Blickfeld stehen demnach nicht nur die Schwächen der
Person sondern der ganze Mensch. Auf Wunsch des Betroffenen wird sein soziales
Setting oder sein Lebensumfeld mit einbezogen. Dieses geschieht unter dem
Gesichtspunkt, dass er nicht als hilfloses Opfer gesehen, sondern als
handelndes Subjekt anerkannt wird, der Gründe für seine Verhaltensweisen
hat. Die 4.5 Integration statt Ausstieg Eine
oft an Streetwork gestellte Erwartung oder Forderung ist, die Jugendlichen und
jungen Erwachsenen aus der Szene und von den jugendgefährdenden Orten weg zu
bringen, bzw. bestimmte innerstädtische Zonen (z.B. Karl-Leverkus-Str.,
Eifgen-Park) von nicht erwünschten Personengruppen freizuhalten. Streetwork ist
jedoch kein Ordnungssystem, das Jugendliche von bestimmten Orten fernhält,
sondern orientiert sich an den Problemlagen und Bedürfnissen der Betroffenen.
Letztendlich ist es Ziel von Streetwork, zusammen mit
den Betroffenen individuelle Lebensperspektiven zu entwickeln, die für sie
lebbar sind. Eine Herauslösung aus der Szene kann dabei eine mögliche
Perspektive sein – muß aber nicht und ist schon gar nicht Voraussetzung.
Letztendlich ist es absurd, von den Ausgegrenzten zu fordern,
aus der Straßenszene - als der einzigen Welt, in der sie
Integration erfahren - auch noch auszusteigen. Dort haben
sie eine Lebenswelt gefunden, die teilweise Solidarität und Unterstützung
bietet. Die Stärkung positiver Gruppenstrukturen, solidarische helfende Strukturen
in diesen Gruppen stehen insbesondere bei Projekten und Freizeitangeboten im
Vordergrund. 4.6 Szeneinteressenvertretung Bei
der Zielgruppe handelt es sich um Jugendliche und junge Erwachsene,
die von politischer und gesellschaftlicher Mitbestimmung weitgehend sich selbst
ausgrenzen, oft bedingt durch vielfältige negative Erfahrungen zum Teil in der
eigenen Familie. Aufgabe von Streetwork ist es daher, bei der Durchsetzung
ihrer Rechte und Anliegen zu unterstützen. Dabei werden sie nicht bevormundet, vielmehr
setzt Streetwork sich gemäß einer “Anwaltschaft” mit den
Jugendlichen zusammen für ihre Bedürfnisse ein. Um die Lebensbedingungen der
Jugendszene strukturell zu verbessern, arbeitet Streetwork unter anderem in
Arbeitskreisen darauf hin 5. Streetwork in Wermelskirchen 5.1 Arbeitsfelder und Stellenaufteilung im Bereich Streetwork Seit
Mitte April 1998 ist der Bereich Streetwork in Wermelskirchen mit 1,5 Stellen
besetzt. Zu
der aufsuchenden Arbeit wurde in Kooperation mit der
Jugendinitiative Wermelskirchen e.V. ein Kontakt-Café konzipiert und ins Leben
gerufen. Es
wurde die stadtteilorientierte Kinder- und Jugendarbeit im Braunsberg
aufgebaut, die inzwischen durch eine eigenständige Fachkraft übernommen worden
ist. Weiterhin
wurde die Jugendberufshilfe und die Beschäftigungs-Förderungs-Koordination
als ein neuer Teilbereich in Streetwork aufgenommen. Ab
Sommer 2003 soll das Hilfsangebot von Streetwork mit einer Notwohnung
(siehe Punkt 6.4) zur vorübergehenden Unterbringung junger Erwachsener, die von
Obdachlosigkeit bedroht, oder bereits betroffen sind, ergänzt werden. Desweiteren
ist eine streetworkeigene Hintergrundeinrichtung in Form einer
unabhängigen Anlaufstelle geplant (siehe Punkt 6.3). Die
Stundenaufteilung in Bereich Streetwork soll sich zukünftig wie folgt
darstellen:
5.2. Handlungskonzepte und Arbeitsinhalte Beratung
und Begleitung erfolgen in der Regel während des offenen Angebotes im
Kontaktcafé, im Streetwork-Büro oder auch spontan an den jeweiligen
Treffpunkten. Das Angebot der Einzelfallhilfe wird von den jungen
Menschen unterschiedlich intensiv genutzt. Schwerpunktthemen sind hierbei: ·
Beratung und
Unterstützung im Bereich Arbeit, Job, und Ausbildung ·
Finanzielle
Absicherung (Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, etc.) ·
Begleitung und
Beratung bei Behördengängen ·
Unterstützung
bei Problemen mit Behörden und Ämtern ·
Beratung bei
Wohnungslosigkeit ·
Unterstützung
bei Wohnungssuche ·
Beratung bei
psychosozialen Problemen im Umfeld des Klienten ·
Information,
Beratung und Vermittlung in Jugendhilfemaßnahmen ·
Beratung und
Begleitung bei Straffälligkeit ·
Beratung bei
Suchtproblematik ·
Besuche in der
Justizvollzugsanstalt, Krankenhaus, Psychiatrie oder Suchtstation ·
Niedrigschwellige
Hilfen zur Grundversorgung (ärztliche Versorgung, Notunterkunft, hygienische
Versorgung, etc.) 5.2.1 Aufsuchende
Arbeit Kennzeichnend
für die Straßensozialarbeit ist das Beratungsangebot für Jugendliche und junge
Erwachsene “vor Ort”, -d. h. unmittelbar und direkt an den
informellen Treffpunkten in Wermelskirchen (z.B. Eifgen-Park, Spielplätze,
Bahnhof), wo sich diese bevorzugt aufhalten. Dabei orientiert sich der
aufsuchende Anteil der Arbeit, an den jeweiligen, periodisch wechselnden
Treffpunkten von jungen Menschen in Wermelskirchen. An
manchen dieser Plätze in Wermelskirchen entsteht das Problem, dass sich ein
Teil der Bevölkerung nicht wohl, oder sogar unsicher fühlt. Auch wenn die
Gründe hierfür in nicht unerheblichem Maße mit subjektivem Gewaltempfinden und
vor allem mit stabilen Stigmatisierungsmustern zu tun haben, müssen diese
Ängste ernstgenommen werden. Verstärkt wird das Unbehagen durch periodische
Einverleibung von öffentlichem Raum (besonders Spielplätze und Parkanlagen) in
den Sommermonaten. Hier hat Streetwork in der Vergangenheit Spannungen
abgefedert, Interessenskonflikte entschärft und Eskalationen verhindert. Durch
Präsenz und Einwirkung auf der einen Seite sowie im Gespräch mit Anwohnern auf
der anderen Seite, gelingt es Streetwork zunehmend Fronten abzubauen, und
Zugänge zu ermöglichen. Ziel ist es, den betroffenen jungen Menschen Wege aufzuzeigen,
das vorhandene Hilfesystem sinnvoll zu nutzen. Streetwork begleitet diese
Menschen, und versucht gemeinsam realistische Perspektiven zu entwickeln.
Positive Unterstützung in kleinen Schritten, auch bei Rückschlägen, sowie ein
respektvoller Umgang miteinander, bieten die Möglichkeit einer nachhaltigen
Veränderung der Lebenssituation. 5.2.2 Kooperation
mit der Jugendinitiative Wermelskirchen e. V. Seit
Sommer 1998 besteht das Kontakt-Café, welches in Zusammenarbeit mit der
Jugendinitiative Wermelskirchen e.V. geführt wird. Das ein mal wöchentlich in
den Räumen der Jugendinitiative Wermelskirchen stattfindende “Café
Bahndamm” wird von dem Streetworker geführt und betreut sowie von einer
Mitarbeiterin der Jugendinitiative unterstützt. Da
ein Teil der Zielgruppe mehr oder weniger regelmäßig den Bahndamm besuchen und
sich mit diesem identifizieren, war er als erste Anlaufstelle für ein
Kontakt-Café prädestiniert, und das Café wird bis heute sehr gut angenommen
(zwischen 10 und 25 Besucher), dabei ist der Anteil der weiblichen und
männlichen Besucher ausgewogen. Das Angebot beinhaltet neben der Möglichkeit
eine warme Mahlzeit zu zubereiten, ein offenes Freizeitangebot von Kickern über
Billard, bis hin zu besonderen Tagesaktionen oder, 2002 erstmalig, ein
Segelprojekt für die Besucher des Cafés. 5.2.3 Jugendberufshilfe Zu
den klientenzentrierten Aufgaben der Jugendberufshilfe gehört die Beratung und
ganzheitliche Begleitung von Jugendlichen im Übergang von Schule zu Beruf, die
zum größten Teil in problematischen Lebenszusammenhängen stehen und deren
Schulabschluß und/oder die Aufnahme eines normalen Ausbildungsverhältnisses
gefährdet ist. Die Jugendberufshilfe arbeitet Zu
den nicht-klientenzentrierten Aufgaben gehört die Zusammenarbeit mit anderen
Institutionen und Trägern des Jugendberufshilfesektors, wie z.B. Arbeitsamt,
Sozialamt, Anbietern von Maßnahmen im Bereich der Beschäftigungsförderung und
Qualifizierung. Wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit ist die Organisation und
Durchführung der Trägerkonferenz Jugendarbeitslosigkeit, sowie die Erstellung
der Broschüre “Überblick”. 5.2.4 Beschäftigungs-Förderungs-Koordination Die
Koordination für die Qualifizierungs-ABM im Bereich Garten-/Landschaftsbau und
Bauhelfer der Alpha e.V. liegt gleichfalls in der Verantwortung des Jugendamtes
Bereich Streetwork. Die Maßnahme die sich an arbeitslose, nicht
ausbildungsfähige Jugendliche richtet, wird durch das Arbeitsamt finanziert und
mit städtischen Mitteln gefördert. Bis April 2003 wurde sie jährlich mit
jeweils 12 Teilnehmern und zwei Anleitern durchgeführt. Im September 2003 wird
eine Anschlußmaßnahme beginnen, jedoch nur noch mit sechs Teilnehmern und einem
Anleiter im Bereich Garten-/Landschaftsbau. 5.3 Die Zielgruppe Streetwork
ist ein Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich an informellen
Treffpunkten (oder auch im Jugendzentrum der Jugendinitiative Wermelskirchen
e.V.) regelmäßig treffen, und die von den herkömmlichen Angeboten der
Jugendhilfe oft nicht bzw. nicht mehr erreicht werden, oder aufgrund ihrer
nicht akzeptierten Verhaltensweisen von diesen Angeboten ausgegrenzt sind.
Dabei geht es in erster Linie um Jugendliche und junge Erwachsene im Sinne des
KJHG (vgl. KJHG § 7 Abs. 1). Die Altersspanne reicht dabei von ca. 12 –
27 Jahren. Der Schwerpunkt liegt allerdings deutlich bei den 16- 25 Jährigen.
Für viele von ihnen sind diese Treffpunkte zum zentralen Lebensmittelpunkt
geworden. Die
sozialen Problemlagen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind sehr
vielschichtig, jedoch ist fast allen gemeinsam, dass meist massive Störungen
und Probleme im Elternhaus vorliegen oder vorgelegen haben. Diese Probleme
haben einige Jugendliche dazu gebracht oder gezwungen die Familie zu verlassen.
Sexueller Mißbrauch, massive körperliche und psychische Gewalt, Kontrolle, und
starke Einschränkungen, aber auch völlige Vernachlässigung sind typische
Erfahrungen. Hinzu
kommen – bedingt durch einen gesellschaftlichen Strukturwandel –
allgemeine soziale Problemlagen, wie die bisher ersatzlose Auflösung sozialer
Bindungskräfte und Orientierungsmerkmale sowie zeitliche Arbeitslosigkeit,
Wohnungslosigkeit und Normverletzungen. Das
hat vor allem in psychischer Hinsicht für die Betroffenen gravierende Folgen.
Einerseits haben sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen teilweise aus
destruktiven Strukturen befreit und daraus Stärke und Selbstbewußtsein
gewonnen, andererseits machen sie weiterhin die schmerzvolle Erfahrung
“unerwünscht” und überflüssig zu sein. Je mehr sie sich in das
Leben auf der “Straße” mit seiner spezifischen Dynamik integrieren,
desto schwieriger wird es Alternativen zu entwickeln. Wird andererseits
“Normalität” zum angestrebten Orientierungsmuster, so machen sie
immer wieder die Erfahrung als ”nicht normal” eingestuft und
abgestempelt zu werden. Jeder gescheiterte Versuch der Integration in die
Gesellschaft zerstört Hoffnung und nagt am Selbstbewußtsein. Streetwork
greift Schul-, Wohn- und Arbeitsprobleme auf und wendet sich an Personen,
Cliquen und Szenen, die als sozial benachteiligt bereits stigmatisiert oder
kriminalisiert gelten sowie keine intakten Familien haben und oft unter
kulturellen Identitätsproblemen leiden. Diese meiden entweder aus freier
Entscheidung, Interesselosigkeit, oder aufgrund direkter oder indirekter
Ausgrenzung bestehende einrichtungsbezogene Angebote punktuell oder ganz.
Gerade deshalb muß das Kontakt- und Hilfsangebot niederschwellig sein.
Zugangsmöglichkeiten und Erreichbarkeit des Hilfsangebotes müssen den
Bedürfnissen und Möglichkeiten der Zielgruppe entsprechen und von diesen ohne
Vorbedingungen und Vorleistung in Anspruch genommen werden können. Transparentes
Handeln, d.h. Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang mit dem Klientel ist
Arbeitsvoraussetzung. 5.4 Die Ziele Zu
Beginn steht immer die Kontaktaufnahme und Abbau von Schwellenängsten. Da sich
ein Teil der Zielgruppe vor allem auch dadurch auszeichnet, dass sie den
Kontakt zum Hilfesystem meist aufgrund negativer Erfahrungen und Enttäuschungen
abgebrochen hat, sind sie nicht mehr bereit Hilfeeinrichtungen anzunehmen,
haben Ängste entwickelt und meiden die für sie originär zuständigen Stellen, wie
z.B. Arbeitsamt, Sozialamt, Drogenberatungsstelle, andere Beratungsstellen,
oder Einrichtungen der Jugendhilfe. Sie haben das Vertrauen in
sozialpädagogische Hilfen verloren. Ziel von Streetwork ist es diesen Kontakt
wieder herzustellen. Das bedeutet für Streetwork im Rahmen der aufsuchenden
Arbeit, von sich aus Kontakt zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen
aufzunehmen, Vertrauen aufzubauen und Ängste bei der Inanspruchnahme von Hilfen
abzubauen. 5.4.1 Erweiterung
individueller Kompetenzen zur Lebensbewältigung Die
meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der Zielgruppe haben bereits
auf unterschiedlichste Art und Weise versucht, ihre schwierige Lebenssituation
zu bewältigen. Verschiedene Überlebensstrategien sind entwickelt worden, die
als wirkliche Kompetenz angesehen werden, teilweise aber auch für ihr
Weiterleben hinderlich oder sogar gefährlich sind (wie z. B. massiver
Drogenkonsum). Demnach ist ein weiteres Ziel von Streetwork, den Jugendlichen
und jungen Erwachsenen ein breiteres Handlungsspektrum an
Bewältigungsmöglichkeiten aufzuzeigen und zu eröffnen. Das bedeutet einerseits 5.4.2 Stärkung
positiver Gruppenstrukturen Streetwork
versucht ausdrücklich nicht Szenen und Treffpunkte aufzulösen oder einzelne
Jugendliche aus ihren Milieus herauszuholen, es geht vielmehr darum,
den Einzelnen in seinem Lebensumfeld zu stabilisieren und dazu gehört, dass 5.4.3 Abbau
von Benachteiligungen und Eröffnung von Lebensräumen Da
es sich bei der Zielgruppe meistens um ausgegrenzte Gruppen von Jugendlichen
und jungen Erwachsenen handelt, die von Benachteiligungen betroffen sind, ist
ein weiteres Ziel diese Benachteiligungen abzubauen und gleichzeitig
Lebensräume zu erhalten bzw. neu zu erschließen. Das bezieht sich sowohl auf
räumliche Bereiche, wie informelle Treffpunkte z.B. in Parks oder der
Innenstadt, die als Aufenthaltsorte erhalten bleiben sollen, als auch die
Bereitstellung neuer Treffpunktmöglichkeiten für Gruppen wie z.B. die geplante
streetworkeigene Anlaufstelle oder die Wohnraumversorgung als Möglichkeit
weiterer informeller Treffpunkte. Damit soll die direkte Benachteiligung
reduziert und die soziale Integration gefördert werden. Damit einher geht die
Zielsetzung, Stigmatisierung und Diskriminierung der Zielgruppe aufzudecken, zu
benennen und abzubauen. 6. Notwendigkeit einer
streetworkeigenen Hintergrundeinrichtung 6.1 Entwicklung/Standortbestimmung Streetwork bis heute Die
Erfahrungen aus dem Streetworkbereich seit 1998 zeigen, dass der bisherige
Arbeitsansatz und das damit verbundene Angebot an die jungen Menschen
bedarfsorientiert ist und von Teilen der Zielgruppe positiv angenommen worden
ist. Weiterhin wurde im Bereich der Vermittlung zwischen den verschiedenen
Einrichtungen, den betroffenen jungen Menschen und anderen Stellen (z.B.
Drogenberatung, Polizei) oder auch Privatpersonen (z.B. Anwohner) Es
ist festzustellen, dass der bisher gegangene Weg von Streetwork in
Wermelskirchen in die richtige Richtung geht, - die Erfolge und die
Rückmeldungen von den im Prozeß mit beteiligten Institutionen (Drogen- und
andere Beratungsstellen, Ämter, etc.) bestätigen dies. 6.2 Aktueller Handlungsbedarf Gleichzeitig
wird ein erheblicher Teil der Zielgruppe immer noch nicht adäquat erreicht. Aus
Sicht der Straßensozialarbeit wird zunehmend deutlich, dass sich die Probleme,
sowohl der Zielgruppen an sich, als auch der indirekt betroffenen Bevölkerung
verschärfen, erkennbar am immer häufigeren Einsatz von Streetwork als
Vermittler. Oftmals können aber gerade diese Personen nicht an das Kontakt-Café
angebunden werden, weil sie keinen Kontakt zur der Jugendinitiative
Wermelskirchen e.V. wollen, da die Einrichtung an sich schon durch ihre
linkspolitische und szeneorientierte Ausrichtung selektiert. Erschwerend kommt
hinzu, dass das Café den Besuchern nur an einem Tag in der Woche zur Verfügung
steht. Weitere
Adressaten, z.B. Migranten und Aussiedler, werden ebenfalls nicht über das
Kontakt-Café erreicht. Alternativ dazu bleibt diesen Menschen nur der Kontakt
zu Streetwork über die Straße, oder über das Streetwork-Büro im Brückenweg. Der
Kontakt über die Straße ist jedoch nur als Anfangskontakt, oder als Möglichkeit
der Kontakthaltung nutzbar, eignet sich jedoch nicht, um intensivere Beratung
oder Begleitung weiterzuführen. Auch das Büro im Brückenweg ist nur bedingt
geeignet, da es zum einen in unmittelbarer Nachbarschaft der Polizei, zum
anderen in einer Wohnung mit weiteren Büros des Jugendamtes, eingerichtet ist.
Für manche Personen der Zielgruppe sind das schon Faktoren, die für sie eine
Schwelle darstellen, die sie nicht in Lage sind, zu überschreiten. Damit
auch dieser Teil der Zielgruppe erreicht werden kann, ist eine unabhängige
eigene
Hintergrundeinrichtung als Anlaufstelle erforderlich. 6.3 Anlaufstelle im städtischen Gebäude der Telegrafenstraße 30 Wenn
Streetwork seinem Auftrag gemäß junge Menschen, die von den originären
Hilfeeinrichtungen nicht erreicht werden, betreuen, und
die damit verbundenen Problemerscheinungen im Stadtgebiet lösen soll, so ist
eine unabhängige, eigene Hintergrundeinrichtung unumgänglich. Eine Anlaufstelle,
wie in der Telegrafenstraße 30 geplant, mit einer Ausstattung von bestimmten
Hygiene- und Rückzugsmöglichkeiten, wie z.B. Naßzelle, Kochmöglichkeit, und
einem Raum um sich ungezwungen in angemessener Atmosphäre zurückziehen zu
können, wäre eine Möglichkeit, eine weiterführende Begleitung zu gewährleisten.
Auch könnte eine höhere Kontinuität der Kontakte durch häufigere und
regelmäßige Öffnungszeiten erreicht werden. Denkbar wäre hier eine
Erreichbarkeit von 2-4 Stunden an 2-5 Tagen in der Woche. 6.4
Notwohnung des Jugendamtes für junge Volljährige Die Problematik der Obdachlosigkeit von jungen
Erwachsenen wurde von den Teilnehmern der Trägerkonferenz
Jugendarbeitslosigkeit in der Vergangenheit mehrmals thematisiert. Es wurde der
Wunsch an das Jugendamt herangetragen, sich mit dieser Problematik anzunehmen und eine möglichst unbürokratische
Unterbringungsmöglichkeit für junge Volljährige in Krisensituationen
aufzuzeigen. In der
Praxis des Bereiches Bezirkssozialarbeit und Streetwork treten verstärkt junge Erwachsene
an die zuständigen Mitarbeiter heran und bitten um kurzfristige
Unterbringungsmöglichkeit, da die Familiensituation einen Verbleib in der
Familie nicht mehr ermöglicht. Oft gelingt es den zusändigen Sozialarbeitern
durch intensive Beratungsprozesse, die Situation mit den jungen Erwachsenen und
der Familie wieder soweit zu klären, dass ein Verbleib in der Familie möglich
ist. Es treten aber auch Situationen auf, die eine sofortige Unterbringung von
seiten des Jugendamtes nötig machen. Bisher
konnten von Wohnungslosigkeit bedrohte junge Volljährige nur über § 14
Ordnungsbehördengesetz (OBG) in den städtischen Notunterkünften, oder in kostenintensiven
Einrichtungen der Jugendhilfe untergebracht werden. Dies hatte jedoch im
Fall der städtischen Notunterkunft eine entwicklungshemmende Wirkung und
Stigmatisierung der jungen Erwachsenen zur Folge, bedingt durch das soziale
Umfeld, welches in diesen Notunterkünften vorherrscht. Die
Teilnehmer der Trägerkonferenz Jugendarbeitslosigkeit
|
FINANZIELLE AUSWIRKUNGEN: |
|
Ja |
|
Nein |
|||||||||||||||||
FINANZIELLE ABSICHERUNG DER AUSGABEN BEI
HAUSHALTSSTELLE: |
|
||||||||||||||||||||
Gesamtkosten
der Maßnahme (Beschaffungs/Herstellungskosten |
zur
Verfügung stehende Mittel: Ansatz, Ausgaberest |
Verpflichtungsermächtigung |
|||||||||||||||||||
|
EUR |
|
EUR |
|
EUR |
||||||||||||||||
Jährliche zusätzliche Folgekosten: |
|
EUR |
|
Keine |
|||||||||||||||||
Der Betrag steht haushaltsmäßig in voller Höhe zur
Verfügung: |
Stellungnahme des Rechnungsprüfungsamtes |
||||||||||||||||||||
|
|
Ja |
|
Nein |
|
|
|
|
|||||||||||||
|
|
|
|
|
|
||||||||||||||||
|
Datum,
Unterschrift |
|
|
Datum,
Unterschrift |
|
||||||||||||||||